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tag 10

nachdem es vorgestern ja schon einige zeit ergiebig geschneit hat, ist heute der richtige wintereinbruch gekommen. seit heute morgen um sechs fährt die haustechnik mit den schneeräumfahrzeugen ununterbrochen das gelände ab und versucht die wege einigermaßen schneefrei zu halten. glücklicherweise ohne salz zu streuen, das heißt, die böden in den gebäuden sind zwar nass aber weitgehend sauber.


der erste termin den ich heute gehabt hätte (laut wochenplan eine "ärztliche beratung") ist ausgefallen, weil die ärztin sich für heute krank gemeldet hat, wurde aber auf morgen gleiche zeit verschoben. auf meine nachfrage um was für eine beratung es sich handelt, hat mir die arzthelferin gesagt, die ärztin sei meine zuständige psychiaterin und muss mich zu beginn des aufenthalts halt sehen. ich denke, sie wird morgen mit erstaunen meine medikamentenliste sehen und mir nahelegen, die medikation am abend zu verringern. dazu bin ich aber im moment noch nicht bereit, weil ich weiß, dass ich ohne die zugegeben vielen tabletten schwierigkeiten mit dem einschlafen hätte und langes wachliegen am abend bei mir immer dazu führt, dass ich erst recht nicht einschlafen kann, weil ich ins grübeln gerate und mir ungesund viele sorgen und auch vorwürfe mache wegen des komplett verkorksten letzten jahres. sobald ich ein bisschen licht am ende des tunnels sehe, will ich aber auf jeden fall zumindest das truxal absetzen, damit ich nur noch doxepin und atosil zur nacht nehmen muss.


ich hab schon mal medikamente gennant. ich darf davon ausgehen, dass ihr, falls es euch interessiert, selbstständig bei wikipedia oder sonst wo nachlest, um welche medikamente es sich da handelt.


um elf uhr hatte ich dann den nächsten einzeltermin bei meiner bezugstherapeutin. als ich zu ihr kam, war die tür offen und sie stand mitten im raum mit einem taschentuch in den händen und hat mich so schockiert angesehen, als hätte sie ihren ganzen arm in einen häcksler gesteckt. aber sie hat sich mit der metallklammer eines aktendullis in den zeigefinger geschnitten und wollte in die medizin gehen, um ein pflaster zu holen. ich hab ihr dann eins aus meinem zimmer geholt, damit sie nicht extra im schneefall über das ganze gelände laufen musste. nachdem sie während unserer sitzung nicht bewusstlos geworden ist, bin ich guter dinge, dass sie über den berg ist.

heute haben wir die therapieziele besprochen, die ich mir gesetzt hab und die sie für sinnvoll und angemessen hält. natürlich das (haupt-)ziel, eine zufriedene abstinenz aufrechtzuerhalten, verbunden damit strategien oder resilienz gegen leichtsinnige entscheidungen und ganz generell verbesserung von oder vielmehr konzentration auf kommunikation mit meinem privaten umfeld. klingt kompliziert, meint aber im prinzip nur, dass ich lernen will, die richtige dosis emotionen in gesprächen einzusetzen, weil ich dazu neige, entweder zu emotional zu reagieren oder zu wenig. ist irgendwie schwierig zu erklären, weil mein gegenüber das nur dann bemerkt, wenn es mich sehr gut kennt und einschätzen kann.

damit waren die 50 minuten schon reichlich gefüllt.


am nachmittag fand dann zum zweiten mal die kreativwerkstatt statt, zu der ich über das ganze gelände durch den schnee stapfen musste. zum glück war ich nicht der erste und jemand vor mir hat schon spuren in den tiefen schnee getreten.

ich hab meinen stern fertig gefeilt und geschliffen und dann noch ein zweites stück angefangen, das beim nächsten mal fertig wird (was mich fast zwingt, noch was drittes anzufangen, wofür ich im moment aber noch keine idee hab).

die zeit ist richtig verflogen am nachmittag, ich bin sogar länger geblieben als es im plan stand, weil ich gerade so gut dabei war und nicht mitten in einem arbeitsschritt aufhören wollte.

die arbeit mit metall gefällt mir gut, vielleicht gehe ich nochmal auf den mitarbeiter ein, der bei mir die arbeitsanamnese gemacht hat und bitte ihn, mich lieber in der schlosserei einzutragen als in der schreinerei. es ist befriedigend, dass einen metall als arbeitsmaterial nicht in der präzision einschränkt wie holz, vielmehr beschränkt mich die größe der werkzeuge.


den rest des tagen hab ich mit abendessen, skat spielen, medikamente holen und am abend noch einer halben stunde netflix verbracht.

mal schauen was die psychiaterin morgen sagt.

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