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tag 8

heute hat es den ersten schneesturm, an den ich mich erinnern kann seit ich ein kind war. ich bin gespannt, ob der schneefall anhält und wir mal wieder richtig viel schnee bekommen. zu hause schneit es noch deutlich mehr, wie ich mir bei facetime hab zeigen lassen.


das heutige programm war überschaubar. am morgen direkt um acht uhr war gruppentherapie. wir waren zu sechst wie gestern und es waren auch beide therapeuten da. heute hat sich von selbst wieder kein thema ergeben, wir haben also wieder ein arbeitsblatt bearbeitet. das heutige hatte "vor- und nachteile des lebens mit und ohne drogen" zum thema. wie gestern war ich überrascht, wieviele stichpunkte sich sammeln lassen, wenn man sich zu sechst gedanken macht.


der zweite und letzte termin des tages war die "kreativwerkstatt" um 14 uhr in der schlosserei. schlosserei deswegen, weil der therapeut, der die kreativwerkstatt leitet, gelernter schlossermeister ist.

bei dieser veranstaltung geht es in erster linie darum, uns patienten kennenzulernen, einen ersten einblick zu erhalten, was belastbarkeit, aufnahmefähigkeit und "arbeitsmoral" angeht. die kreativität steht in zweiter reihe, welche zu haben (oder vielmehr die bereitschaft zu zeigen, sich gedanken zu machen) ist aber von vorteil.

ziel der übung ist es, in zwei bis fünf nachmittagen à zweieinhalb stunden einen anhänger oder ein vergleichbares werkstückchen aus einem stück drei millimeter starkem alublech zu fertigen. angefangen beim skizzieren der eigenen idee auf papier, über das übertragen auf das alublech bis hin zum eigentlichen bearbeiten des stückes durch aussägen, feilen, schleifen und polieren.

da ich keinerlei erfahrung in metallbearbeitung hatte, war ich richtig überrascht, wie weich aluminium ist und wie wenig aufwand es braucht, es zu bearbeiten, mit der säge ist in ein paar sekunden ein zentimeterlanger schnitt möglich, auch das feilen geht schnell von der hand. ich habe mich entschlossen, einen fünfzackigen stern als anhänger zu machen und stand dann natürlich erstmal vor der frage, wie ich ihn am besten auf papier konstruiere. mein erster versuch, von einer linie ais 72° zu zeichnen und den abstand der ersten zwei punkte mit dem zirkel aufzunehmen, um die restlichen punkte zu konstruieren, ging vollkommen in die hose, weil der letzte und damit erste punkt eine diskrepanz von fast einem zentimeter hatten. ich dachte zuerst, ich hätte unsauber gemessen und hab als kontrolle versuht, einen sechseckigen stern (oder ein sechseck) zu konstruieren, in dem ich einen kreis gezogen und die sechs punkte daran mit dem gleichen radius übertragen habe. auch das ging nicht auf, ich kann mir immer noch nicht erklären, warum nicht. also bin ich zurück zum fünfeck gegangen und hab einfach vom mittelpunkt aus fünf linien mit dazwischen je 72° gezogen, was dann wunderbar geklappt hat. einen kreis um den mittelpunkt mit dem gewünschen radius und fertig. die fünf punkte hab ich dann mit einer anreißnadel in das alublech gedrückt und darauf damit verbunden. das grobe aussägen ging schnell von der hand und als ich angefangen hab, das material bis fast zur linie mit der feile abzutragen war die zeit vorbei (die ersten anderthalb stunden waren nach vorstellung und einweisungen schon rum).

auf jeden fall macht mir die arbeit mit metall auch richtig spaß, nicht nur die holzbearbeitung. ob ich jetzt generell meine freude am handwerklichen arbeiten entdecke oder das einfach nur die zwei (oder zwei der) dinge sind, die mir freude bereiten, weiß ich nicht, weil ich bis vor kurzem ja noch (bis auf wenige sehr leichte reparaturen) quasi keine erfahrungen gesammelt hatte. auf jeden falle hoffe ich, dass meine erste wahl bei der arbeitstherapie berücksichtig wird und ich ab anfang februar in der schreinerei arbeiten kann. als ich mir die homepage der klinik durchgelesen hab, war ich noch fest davon überzeugt, in der landwirtschaft arbeiten zu wollen, aber die ergotherapie in der psychiatrie hat nachgewirkt und einen bleibenden eindruck hinterlassen.


relativ bald nach der werkstatt ging es dann schon wieder zum abendessen und am abend haben wir wieder skat gespielt, wo ich doch wirklich nach zehn runden als gewinner rausgegangen bin. ich glaube wenn das so weiter geht, beherrsche ich das spiel richtig wenn ich entlassen werde. der kollege, der uns das spiel erklärt hat, hat gesagt, er könne uns auch doppelkopf beibringen, was ich auch gerne lernen würde.


morgen steht außer putzen nichts auf dem programm, mal schauen, womit ich den tag dann verbringe.

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